Creative VIP: Eva Siebenherz

V O R S T E L L U N G :

Sie schildert in ihrem Buch von einer dunklen Vergangenheit der ehemaligen DDR. Die Zwangsadoptionen waren eine schreckliche Waffe der Diktatur, und wer sich dem System nicht anpassen wollte, musste damit rechnen, sein Kind zu verlieren. Damals hatte die BRD davon gewusst, aber es stillschweigend gedulded! Bei diesen Zwangsadoptionen schwanken die Zahlen zwischen einigen Hundert und 7000. Die Dunkelziffer wird allerdings auf mehr als 20.000 geschätzt...




Mieze Paula    Es gibt ein Kinderbuch von Eva Siebenherz
   Bitte das Foto anklicken!
   (Nachtrag vom 21.10.2007)








Hinzugefügt am 21.07.07: Eine Rezension von Richard Hebstreit




INTERVIEW (Fragen von R.M.):


Wer nicht gerade selbst diese Diktatur-Zeiten erlebt hatte, kann sich schwer vorstellen, was Sie durchgemacht haben! Könnten Sie es in wenigen Worten versuchen zu erklären?

   Ich versuche es so kurz wie möglich zu erklären, beschreiben kann man es nicht mal annähernd. Dazu müsste man, glaub ich, neue Worte erfinden.
Ich wurde einer Tat beschuldigt, die ich nie begangen hatte. Die zeit in der Haft und die Misshandlungen habe ich nur durch gehalten, weil ich ein Ziel hatte. Leben - und damit die Zeit haben, um meine Kinder zu suchen und zu finden.
Das darüber 25 Jahre vergehen würden, hätte ich damals nicht für möglich gehalten. Mehr noch, je mehr Jahre vergingen, um so kleiner wurden meine Hoffnungen.



Hatten Sie schon immer ihren eigenen starken Willen -notfalls auch zu rebellieren-, oder gab es einen ausschlaggebenden Moment in ihrem Leben?

   Starken Willen? Vielleicht.
Rebelliert hatte ich eigentlich schon immer. Oft an den verkehrten Stellen und mit den falschen Mitteln. Das hat mir enorme Schwierigkeiten und Nachteile eingebracht. Einen direkten Auslöser hat es wahrscheinlich nie gegeben. Wahrscheinlich ist das dadurch entstanden, das ich schon sehr früh gespürt habe, das ich abgelehnt wurde.



Wenn Sie an damals denken, was für Gefühle überwiegen: Ohnmacht, Wut oder Traurigkeit?

   Eigentlich alles zusammen. Die Traurigkeit um die verlorenen Jahre mit meinen Kindern ist weniger geworden, weil man die Uhr eh nicht zurück drehen kann. Dafür ist meine Wut auf die Täter in den Haftanstalten größer geworden, weil diese schon drei Jahre nach dem Mauerfall nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnten.
Und ich habe immer noch Wut auf die Menschen, die ganz genau wissen was damals passiert ist, mir jedoch meine Fragen nicht beantworten wollen. Dazu gehört unter anderen meine Mutter. Es kann allerdings auch sein, das sie ebenfalls nur ein Opfer war. Aber das sind Spekulationen bzw. Vermutungen.



Gibt es einen Kontakt zu Ihren ersten Kindern - wenn ja, was denken sie über Ihr Buch?

   Ich habe meine Söhne 2005 mit Hilfe des MDR/Redaktion Escher wieder finden können. Der ältere von Beiden lebt seit 2006 hier in Österreich. Meinen jüngeren Sohn habe ich Mitte Mai diesen Jahres das erste Mal persönlich kennen lernen können. Leider besteht seit dem kein Kontakt mehr, weil ich ihm seine Fragen nicht zu Hundert Prozent beantworten und auch nicht beweisen kann.
Und was ich ihm erzählt habe, glaubt er mir nicht. Das ist aber durchaus verständlich, zu mal es ja auch noch genug andere Menschen gibt, die ihm großer Genugtuung genau das Gegenteil erzählt haben oder werden.



Die Verantwortlichen von damals, die Ihren Terror zu verantworten hatten, was ist aus ihnen geworden?

   Ich weiß es nicht. 1995 habe ich mit meinem damaligen Mann eigene Recherchen angestellt und einige von diesen Verantwortlichen auch gefunden. Doch, je mehr ich gesucht habe umso unglaublichere Dinge kamen dabei zum Vorschein. Irgendwann musste ich aufhören, sonst wäre ich wahnsinnig geworden.

Im April diesen Jahres habe ich, gemeinsam mit meinem jüngeren Sohn, diese Spuren wieder aufgenommen. Einige hatten plötzlich akuten Gedächtnisschwund, konnten sich an ein Gespräch mit mir nicht mehr erinnern. Gaben aber meinem Sohn gegenüber einige Sätze wieder, die sie mir damals schon gesagt hatten. Und wieder andere verstrickten sich in solche Widersprüche, das ich mittlerweile kaum noch daran glaube, irgendwann noch einmal die ganze Wahrheit zu erfahren.



Welche Fehler sollten die so genannten Ossis und Wessis Ihrer Meinung nach vermeiden?

   Beide Seiten sollten vermeiden sich gegenseitig abzuwerten. Es ist ganz egal wo wir her kommen, ob aus West oder Ost. Wir sind alles Menschen, keiner ist weniger wert und genauso sollte man sich auch behandeln - mit Respekt.


Wie sind die Reaktionen auf Ihr Buch aus der ehemaligen DDR?

   Dazu kann ich noch nicht viel sagen, da es gerade erst erschienen ist. Aber an den Nachfragen beim Verlag, bei mir und an Hand der Webstatistik ist zu sehen, das reges Interesse besteht.


DDR- was glauben Sie, werden die Menschen in naher Zukunft darüber noch in Erinnerung behalten?

   Die Menschen haben eine besondere Gabe, alles was Unangenehm ist - erfolgreich aus zu blenden und zu vergessen. Von daher werden die meisten in 10 Jahren nur noch ganz wenig über DDR wissen und der Rest will sich nicht mehr erinnern. Das ist ja jetzt schon so und deshalb muss sie immer wieder daran erinnern, damit all das nicht so sang und klang los untergeht.


Hätten Sie die Macht, welche Verbrecher aus der damaligen Zeit sollten noch unbedingt bestraft werden?

   Die ganze Führungsriege der DDR, allen voran Frau Honecker. Aber mittlerweile sind die ja alle schon zu alt. Aber vor allem würde ich die Aufseher aus den Gefängnissen auch heute gnadenlos bestrafen.


Woran arbeiten Sie gerade - oder was würden Sie gerne noch in Ihrem Leben erreichen?

   Im Moment arbeite ich an einem zweiten Teil von "Tränen aus Eis". Was ich noch erreichen möchte? Nun - ein handvoll Freunde, Betroffene, eine ganze Reihe Gleichgesinnter , mein Mann und ich sind jetzt dabei den Verein Siebenherz e. V. aus der Taufe zu heben.

Es soll ein Verein für Opfer von Zwangsadoptionen, Adoptionsopfer überhaupt und Opfer von Misshandlungen in der Haft sein. Wir hoffen von ganzen Herzen, das dass Buch von vielen Menschen gekauft wird. Denn von jedem verkauften Buch soll ein gewisser Prozentsatz in den Verein fliessen und damit den Betroffenen zu Gute kommen. Und ansonten?
Möchte ich das leben, soweit mir das möglich ist, noch lange mit meiner Familie genießen...




Vielen Dank für das Interview.



Ein Füllhorn an Ereignissen!
(Eine Rezension von Richard Hebstreit)

Es gibt Bücher die liest man und es gibt Bücher die frisst man. Dieses Buch habe ich nicht gelesen. Dieses Buch habe ich gefressen, ja buchstäblich aufgefressen. Der Kick ist der Inhalt, der Stoff, der ungeschnörkelt dem Fresser vorgeworfen wird. Der Satz "Vogel friss oder stirb" bringt hier das Ergebnis, das man fett wird vom Fressen des Textes im Sinne eines geistigen Schaufeln von dramatischen Ereignissen. Der Fresser, der in den alten Bundesländern aufgewachsen ist, meint eventuell unrealem Horror aufgesessen zu sein, da er Erlebnisse und Ereignisse vorgesetzt bekommt, die jenseits seiner Vorstellungskraft liegen könnten!

Diese Geschichten, diese Lebensbeschreibung aus einem abgesoffenem Land, der ehemaligen DDR, kann ich als ehemaliger "Schwimmer" in meinem Leben des "Real Existierenden Sozialismus" in Bausch und Bogen bestätigen! Es war so und vieles war genau so schlimm oder manchmal noch viel schlimmer. Jeder Mensch der DDR, der nicht vorbehaltlos seine ureigenste Individualität den staatlichen Interessen untergeordnet hat, war ein Feind dieses Staates, die in der Allmacht des Führungsanspruchs der SED, der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" begründet war. Wenn das erkannt wurde, hatte man nichts mehr zu lachen, dann konnte man nur noch weinen, oder konnte sich auch manchmal den Strick nehmen.

Wenige, sehr wenige haben sich dem widersetzt. Danach, nach tiefstem Frust der Ereignisse im Westen angekommen, fiel die Protagonistin nicht vom Regen in die Traufe, nein sie fiel vom Regen in die Sch...e! Eva Siebenherz beschreibt trocken ohne viel literarisches Trallala im Erzählstil nach Perlenkettenmanier intensivste dramatische persönliche Ereignisse, bei denen sie mit Sicherheit nicht nur gefrorene Tränen losgeworden ist.
Hätte sie hier noch mit mehr Stimmungen, Dialogen und weiterem "Literaturbrimbamborium" gearbeitet, wäre sie mit dem Text sicher in Klagenfurt gelandet und hätte schon mehrere Preise eingeheimst.

Na ja, und aus dem paar Seiten wären sicher 600 Seiten geworden. Trotzdem, gegen die meiner unmaßgeblichen Meinung oft gequirlte Sch...e aus den Bestsellerlisten dieses Jahres, ist "Tränen aus Eis" ein absoluter ereignisreicher literarischer Hammer für mich! Diesen Text noch mal mit einem ausgebufften Drehbuchautor "aufsoften", damit es was multimediales in bewegten Bild und Ton zum Heulen und zum Lachen für 3-4 Stunden Drama-Film gibt, würde sicher zu dem Ereignis führen, dass das Buch nicht mehr als BOD herumwuselt, sondern bei Fischer oder DTV eine Nachauflage nach der anderen erzeugt! Nicht nur die allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Ost und West und Heute sind hier in verschiedenen Extremformen bewegend beschrieben - nein auch misslungene Partnerschaften in übelsten Konstellationen. Die Familie an sich in ihren Einzelelementen Ex, Mutter, Vater, Onkel, Kinder an sich bekommen auch ihr maßgebliches Fett weg. Jede beschriebene Person hat einen Rahmen, der irgendwo stimmt. Sei es im Guten, sei es im Schlechten.

Aber nicht nur die Teufel mit ihren widerwärtigen Obsessionen sind beschrieben. Auch die Engelchen sind mit von der Partie. Nur, die wiegen wenig das "BÖSE" auf. Es ist ein Drama! Ein Spitzen Drama! Zum Schluss schleppt es sich ein wenig mit der Fülle der Figuren. Das ist dann mehr was für Frauen, die die ganze Verwandtschafts- und Beziehungsblase auseinander halten können. Mehr als zehn Nebenprotagonisten verkrafte ich nicht! Hier gibt es deutlich mehr als zehn! Na und ein fast ein Happyend gibt es auch. Ist es dann noch ein Drama? Lesen sie selbst!

PS. Autoren kann man helfen, wenn man seine eigenen Ansichten hier bei Amazon postuliert. Es gibt Suchexperten und sogar automatisierte Suchroutinen der Verlage, die suchen in der Nischenliteratur einfach nach der Menge der Rezensionen. Wenn man da eine bestimmte Menge erreicht hat und man wahrnimmt, dass ein Text in der Diskussion ist, melden sich die Verlage für Lizenzen, für Nachauflagen. Übrigens auch Verisse zählen da!

Richard Hebstreit 19.07.2007


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