Eine vielfältige nachdenkliche Malerin, welche farbenprächtige, ausdruckstarke Werke erschafft, die ihre Kreativität unter Beweis stellen. Ihr Faible für das Morbide ist in manchen Bildern nicht zu übersehen. Auch Erotik spielt eine Rolle, die aber immer ästhetisch daher kommt.
Sie stammt aus der ehemaligen DDR, 1962 in Erfurt geboren und lebt heute in Köngernheim, Rheinland-Pfalz. Vor der Zeit als Künstlerin arbeitete sie als Zahntechniker, Facharbeiter für Datenverarbeitung, Facharbeiter für Elektronische Bauelemente, Steuerfach Gehilfe, Dozent Lotus Notes. Sie hatte in der Regel alle drei Jahre ihren Job gewechselt. Eine faszinierende Künstlerin, die zuerst für sich selbst malt und dies mit allen Sinnen...
Fragen von Rolf Mahler:
kreativwunder:
Dein Werk vom November 2007 " S e l b s t v e r s u n k e n " (Eine Asiatin im Bademantel auf dem Bett sitzend)
gefällt mir persönlich sehr gut, weil es auch eine besondere Atmosphäre erzeugt. War das Deine Absicht oder hat sich diese "Lebendigkeit" per Zufall ergeben?
Ich wollte eine Frau malen in einem Moment, wo sie ganz mit sich allein ist. Sie genießt das sauber Gefühl nach dem Waschen, den Duft der frischen Wäsche, draußen dunkelt es schon, Mondschein macht die Nacht blau. Sie muß für Niemanden eine Maske herzeigen, ist ganz in sich selbst versunken.
Genau das war meine Absicht. Die Szene selbst ist in meinem Kopf entstanden als ich in der Badewanne saß, wissend, daß das auch schon Luxus ist. Daher auch die karge Ausstattung: nur frisches Blütenwasser, der Duft der Mondnacht in der Wäsche und Zeit für sich selbst. Luxus.
Du bist auch ein Fan des Fantastischen (Fantasy, Horror, etc.), wie bist Du dazu gekommen- wann hast Du Deine Zuneigung dazu entdeckt?
Eigentlich über Bücher und die Titelillustrationen, ich bin lesebesessen und viele Buchcover haben mich angezogen. Über das Lesen und Sammeln der Bücher habe ich mich auch mit den Illustratoren befaßt und angefangen, einen Kindheitswunsch für realisierbar zu erachten: Bücher illustrieren.
Beim Lesen entstehen soviele Bilder in meinem Kopf. Einmal einen Titel gestalten, daß ist einer meiner größten Wünsche. Außerdem finde ich, daß diese Künstler, die ja wirklich von iherer Kunst leben, heutzutage überhaupt nicht gewürdigt werden.
Als Hochschulprofessor ist es leicht, gut zu leben und als Künstler aufzutreten. Aber die Illustratoren, sogar die PinUp-Maler leben wirklich von ihrem Handwerk. Die Vorlagen für Titelbilder, PinUp und Computerspielfiguren sind immernoch großformatige, gezeichnete oder gemalte Bilder - welchen Grund gibt es, diese Kunst nie zu erwähnen ? Nur weil die Illustratoren ihren Job perfekt beherrschen und nicht abstrakt malen ?
Hast Du ein gutes Verhältnis zu Deinem Sohn; was hält er von Deinen Bildern?
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Sohn, vielleicht wil ich schon mit 19 Mutter wurde, waren wir immer mehr Partner oder Kameraden als Mutter und Kind. Er war immer extrem kritisch, ich denke mal, erst seit er selbst zeichnet weiß er, daß es nocht so leicht ist und ein angeborenes Talent dazugehört. Wenn ihn natürlich etwas beeindruckt, dann sagt er mir das. So zum Beispiel die Bleistiftzeichnungen, mit denen ich erst voriges Jahr wieder angefangen habe. Viele denken: ja klar, mit Ölfarben, das ist ja einfach......
Glaubt mir, das ist es nicht.
Dein Interesse am "menschlichen Inneren" (Pathologie), ist es für Dich normal, oder wie siehst Du selbst Deine Neugierde?
Puh, ich denke mal das resultiert aus einem tiefen medizinischen Interesse. Aber auch aus dem Interesse an Menschen und menschlichen Beziehungen schlechthin. Es ist auch weniger Neugier, es interessiert mich halt und ich kenne absolut keinen Ekel oder Abgestoßensein von biologischen Vorgängen. Vielleicht weil ich schon mit 14 Jahren in den Ferien im Krankenhaus gearbeitet habe, auch in der Altenpflege habe ich mir als Schüler ein paar Mark dazuverdient.
Die Fachschulausbildung zum Zahntechniker war ja in der DDR auch mehr eine medizinische als eine Handwerkliche Ausbildung, über drei Jahre hatten wir Anatomie und Pathologieunterricht, das kam meinen Interessen schon sehr zugegen. Wenn sich allerdings jemand über meine vielen gemalten Schädel wundert, das ist einerseits Übung ( ohne anatomische Kenntnisse kann man kaum realistisch Menschen oder Tiere darstellen) und andererseitz haben Friedhof, Knochen und Totenschädel für mich vielleicht eine andere Bedeutung als für die meisten Menschen. Ein blanker Schädel verkörpert für mich Sicherheit, Gewissheit: wir alle werden sterben, Gleichheit: jeder hat einen solchen Schädel, die Knochen sind unser verläßliches Gerüst und Ewigkeit: was bleibt von uns ? Der Schädel beherbergt, was uns ausmacht.
Was für Musik hörst Du gerne bzw. hörst Du beim malen auch Musik?
Ich höre immer Musik beim Malen, wenn nicht Musik dann Dietmar Wischmeier (Frieda und Anneliese- für Eingeweihte). Die Richtung ist sehr unterschiedlich, von 1950 bis 1980, sehr gern auch klassische Musik, wobei ich Tschaikowsky, Dvorjak, Smetana, Beethoven, Wagner (was sonst) bevorzuge. Zum Gitarrespielen eignet sich dann eher Popmusik aus den 70ern, (ja, ich singe auch, aber nur wenn ich allein bin !).
Welche Wirkung hat menschliches Blut auf Dich?
Seltsame Frage. Lebenssaft. Krankheitsträger. Ich kippe jedenfalls nicht um, wenn ich Blut sehe, interessanter finde ich allerdings, wo es herkommt.
Was denkst Du, passiert nach dem Tod eines Menschen?
Es kann einfach nicht sein, daß etwas so umfangreiches, vielfältiges und gewaltiges wie das Wesen, der Charakter, die Güte oder Intelligenz eines Wesens mit dem Tod einfach verschwindet. Ich bin fest überzeugt, daß unsere Seelen, das was unsere Persönlichkeit ausmacht nicht verloren ist mit dem Tod.
Gibt es beim Malen für Dich Grenzen- was würdest Du nie malen?
Ich würde nie etwas malen was man nicht erkennen kann. Abstrakt, Kubismus, Minimalismus, Konstruktivismus ist alles Müll für mich. Wer anstrakt malt, kann es nicht besser oder hat keinen Geschmack. Sorry, da bin ich sehr strikt und sehr arrogant.
Ich möchte, daß meine Bilder den Menschen gefallen. Daß jemand den Wunsch verspürt, ein Bild immer wieder anzusehen. Daß er wie ich in den Bildern ausruhen kann, die Gedanken schweifen lassen kann, sich erfreuen kann. Ich habe 1000 Bilder im Kopf, die verschiedensten Genres, aber die erste Wahl werden immer Portraits sein. Und Stillleben. Und Szenen. Und Landschaften.
Und Und Und...
Vieles im Leben ist oberflächlich und von Trieben gelenkt, hast Du dazu eine Theorie?
Seh ich nicht so. Es gibt doch nur 2,5 Triebe: Sextrieb, Todestrieb und Futtern. Die verstecken sich hinter denen, die Du vielleicht siehst. Und meine Theorie ist: akzeptieren. Das sind wir. Ohne Sex und Todestrieb gäbe es uns nicht oder wir wären Algen.
Angenommen, Du könntest nicht mehr malen, wie würdest Du Deine Kreativität dann ausleben?
Dann würde ich sterben. Das ist völlig indiskutabel. Mein größte Angst ist zu erblinden und ich übe schon immer, mit verbundenen Augen zu malen.
Vielen Dank für das Interview.
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& Bettina Rateitzak