Es gibt nicht so viele Deutsche, auf die man Stolz sein kann, der berühmte Komponist Christian Bruhn gehört sicherlich dazu. Er zählt seit über 40 Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Schlager-, Film- und Werbekomponisten. Die Zahl seiner Hits ist riesig und sein Fleiß unglaublich. Zu seinen bekanntesten Werken gehören z.B. „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“, „Akropolis Adieu“ oder die zeitlos geniale Titelmusik von „Captain Future“. Viele berühmte Künstler haben für ihn gesungen- dadurch wird er wahrscheinlich bis ans Ende der Welt bekannt bleiben...
Fragen von Rolf Mahler:
kreativwunder:
Musik kann einem helfen kreativ zu sein, wie ist es für Sie, wenn Sie Musik komponieren- lassen Sie sich von der Musik treiben oder haben Sie von Anfang an ein Ziel, und gehen es bis zum Ende?
Die Frage ist eigentlich falsch gestellt, wie Politiker sagen würden. Wer Musik macht, ist ja kreativ. Auf einen Text fällt mir gleich eine Melodie ein, und ohne Text ebenfalls. Im Kopf ist dann das ganze Werk, inklusive Instrumentierung schon fertig. Ich bestehe aus Musik.
Welche Frage in einem Interview können Sie überhaupt nicht leiden- und auf welche Frage warten Sie noch heute (würden Sie diese bitte auch gleich beantworten)?
Die Frage, warum Schlagertexte so doof sind. Sind sie nämlich nicht, schon deshalb, weil oft wesentliche Teile von mir sind. - - Ich warte eigentlich nicht - fragen Sie mich halt was Originelles.
Innerhalb weniger Minuten etwas kreieren, was unter Umständen für Jahrzehnte bestand hat, ist das für Sie selber überraschend?
Die „wenigen Minuten“ (kürzeste Zeit: "99,9 Prozent" (Graham Bonney), 30 Minuten) stimmen ja so nicht. Mehrere Stunden allein fürs Machen sind normal, und dann kommen ja Instrumentation, Aufnahmen und Mix dazu, das sind viele, viele Stunden, ja Wochen intensivster Arbeit.
Was halten Sie von der legendären Popgruppe ABBA?
Ich bewundere sie grenzenlos. Ihr Genie, ihren Fleiß...
Was macht für Sie persönlich Jazz aus- wie ist Ihre Definition?
Jazz, vor allem wenn er auf den Standards der „Großen Amerikanischen Fünf“ (Kern, Berlin, Gershwin, Rodgers, Porter) beruht, ist für mich die wahrscheinlich schönste Musik, aber Mozart ebenfalls.
Können Sie „schlechte“ Musik „überhören“, oder hätten Sie Ambitionen diese zu verbessern, wenn es möglich wäre?
Ich ärgere mich leider ziemlich, ob über dilettantische Fernseh-Illustrationsmusik oder einfallslose sog. Volksmusik. - Verbessern kann man da wohl nix.
Welche Musiker/innen, die in Ihrer Karriere für Sie gesungen haben, sind Ihnen besonders ans Herz gewachsen?
Caterina Valente, Mireille Mathieu, Katja Ebstein, Manuela, Marion März, Elisa Gabbai.
Was halten Sie von dem „Eurovision Song Contest“, wie er die letzten Jahre stattfindet?
Er müsste wieder auf Kern-Europa verkleinert werden. Die östlichen Länder sollten ihren eigenen Song Contest veranstalten.
Ihre musikalische Vielseitigkeit ist außergewöhnlich- haben Sie eine Erklärung?
Es soll wirklich nicht arrogant klingen, aber künstlerisches Talent kann man nicht erklären. Außerdem ist das bescheidene meinige dem vergleichbar, was Mozart schon im kleinen Fingernagel hatte.
Musik für Werbung ist sicherlich nicht einfach, da meist nur wenig Zeit bleibt und der Zuschauer vieles gewohnt ist. Auch in diesem Metier sind Ihnen eindrucksvolle Werke gelungen- welche Werbung war die größte Herausforderung für Sie?
Musikalische Werbung ist, wenn sie gut gemacht ist, wie ein Hit-Song: Einprägsam und mit dem Produkt unauflöslich verbunden. Der lange MILKA-Satz mit der zartesten Versuchung war wohl nicht ganz einfach zu vertonen.
Das Leben hat es ziemlich gut gemeint mit Ihnen; womit haben Sie Ihren „inneren Schweinehund“ überwunden, um immer wieder neue Meisterwerke zu kreieren?
Anscheinend hat mich die mir innewohnende Musik und die Lust, sie nach außen zu tragen, immer wieder zu außergewöhnlichem Fleiß angetrieben und so den „inneren Schweinehund“ (woraus besteht der denn?) bekämpft.
Vielen Dank für das Interview.
Seine sorgfältig ausgearbeiteten und schön gedruckten Memoiren heißen
„Marmor, Stein und Liebeskummer“
Seine Welt ist die Musik - Erinnerungen, Gedanken und Gefühle - von ihm selbst aufgeschrieben
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