Die Künstlerin gehört seit Jahren zum phantastischen Fandom und besitzt viele kreative Fähigkeiten. Sie zeichnet und schreibt u. a. für diverse Projekte. In den Arbeiten spiegelt sich eine große phantastische Schaffenskraft. Sie ist bei terranischer-club-eden.com und AIONA e.V. zu finden, wo ihre Werke zweifellos mit zu den Höhepunkten gehören...
Fragen von Rolf Mahler:
kreativwunder:
Wann hast Du entdeckt über kreative Fähigkeiten zu verfügen?
Wie vermutlich eine Menge Kinder, habe ich schon in der Grundschulzeit ganz gerne gemalt und gezeichnet, da es mir recht leicht von der Hand ging. Leider habe ich damals schusselig wie ich war - mein Malzeug so oft vergessen mitzunehmen, dass ich viele Stunden des Zeichenunterrichtes damit verbringen musste, zuzuschauen und die anderen zu beneiden.
Zeichnest Du lieber selbst erfundene Kreaturen bzw. Landschaften oder realistische Dinge aus dem Leben?
Ganz festlegen möchte ich mich da mit, da ich während meines Schaffens Phasen habe. Gelegentlich zeichne ich Dinge aus der Natur ab oder lasse mich von den verschiedensten Quellen inspirieren. In sofern gleichen meine Bilder manchmal einer Kollage, die ich mit Hilfe meiner Phantasie zu einem neuen Ganzen zusammenfüge. Nichts fasziniert mich mehr als die Fülle an Nuancierungen des ganz alltäglich Zubeobachtenden. Auf der anderen Seite, nicht weniger wichtig für mich, liebe ich es, Szenen oder Kreaturen aus meiner Vorstellungskraft zu entwickeln und mich den Tücken von Proportionen und Perspektiven zu stellen. Insofern ist der Zeichner auch eine Visualierungsmaschine.
Wie lange brauchst Du ungefähr für eine Zeichnung in DIN A 4 Größe?
Im Laufe der Zeit habe ich mich zu meinem eigenen Leidwesen zu einem rechten Pedanten entwickelt, was die Technik anbelangt. Selten dauert es weniger als 20 Stunden eine Tuschzeichnung fertig zu stellen. Nach oben allerdings ist eigentlich keine Grenze gesetzt als die eigene Geduld.
Ist das Illustrieren Deiner oder anderer Geschichten manchmal nicht ein wenig desillusionierend, da ja jeder Leser sich das Geschriebene anders vorstellt?
Ich bin mir nicht sicher, ob desillusionierend das richtige Wort ist, da ihm doch ein recht negativer Beigeschmack anhaftet. Wenn ich eine eigene Geschichte zu illustrieren versuche, stelle ich fest, dass mitunter nicht immer einfach ist, meine ästhetischen Vorstellung dem Handlungsablauf in Einklang zu bringen. Ich gebe zu, dass ich manchmal zu gewagten Vereinfachungen neige.
Die Geschichten anderer Autoren zu illustrieren, finde ich spannender, da sie mich dazu herausfordern, mich von ihren Beschreibungen leiten zu lassen und das Unbekannte in Bilder umzusetzen. Selbst wenn die Illustration eines anderen Künstlers zu einer meiner Stories nicht meine persönliche Sichtweise wiedergibt, ist sie auf jeden Fall das Ergebnis eines geistigen Dialogs und deshalb immer interessant und erhellend. Das gleiche gilt im übrigen auch für Interpretationen.
Welche verstorbenen Künstler aus der Szene vermisst Du am meisten?
Diese Frage ist nicht sehr einfach zu beantworten. Neulich habe ich mir die Illustrationen in alten Heftromanen der Serie „Dragon - Söhne von Atlantis“ angesehen und dabei festgestellt, wie sehr sei den Geist der 70er Jahre transportieren. Ich bin mir nicht sicher, ob all die Zeichner noch leben. Dennoch werden auch sie auf immer Anteil an ihrer Zeit haben und so in der Vorstellung weiter leben.
Was denkst Du über die Entwicklung im Web, im Bezug auf das Fandom?
Obwohl ich selbst seit nicht mehr als 10 Jahren im Fandom aktiv bin, habe ich den Eindruck, als habe sich eine Entwicklung in atemberaubender Geschwindigkeit vom simplen zusammenkopierte Layout zu einer multimedialen Welt entwickelt. Das Web ist auf jedem Fall ein Multiplikator: Mit Googles Hilfe können viele Brücken geschlagen werden, so klein ist die Welt plötzlich geworden; doch mit dem Auftritt im Internet hat das Fandom auch seine Unschuldigkeit verloren. Plötzlich steht neben der Freude am Schreiben, Zeichnen, Modellbauen etc. etc. immer der Anspruch mit im Raum, sich auch mit den Webauftritten anderer messen zu müssen.
Wie siehst Du das aktuelle Fandom im Spiegel der Medien?
Die Präsentation des Fandoms, insbesondere die selbst geschaffene, ist professionell wie nie, was allerdings nicht heißen soll, dass es früher nicht weniger ambitioniert war. Die Mittel waren lediglich andere. Dank zahlreicher themenbezogener Foren, finden Freunde des Fandoms Gelegenheit, sich mit Gleichgesonnenen auszutauschen; Clubs finden eine Basis, ihre Arbeit auszubauen. Allerdings habe ich im Laufe der Zeit den bedauerlichen Eindruck gewonnen, dass die Zunahme der Qualität der Fanpublikationen und ihre Verfügbarkeit im Netz und anderen Medien nicht unbedingt dazu beigetragen hat, dass sich auch die Zahl der Mitglieder dieser Clubs entsprechend vervielfachen. Die Angebote sind einfach zu vielfältig.
Hast Du noch andere künstlerische Ambitionen - außer Zeichnen oder Schreiben?
Gelegentlich reißt es mich, etwas neues auszuprobieren. Vor Jahren habe ich einige Gehversuche im Modellbau unternommen, die noch nicht einmal so unsäglich ausgefallen sind, dass ich Grund hatte, die Finger von dieser Sache zu lassen. Über Versuche mit einer tonähnlichen Formmasse, die ich zu Masken gestaltet habe, hinaus bin ich leider nie in die Dreidimensionale vorgestoßen. Dabei würde es mich sehr reizen, mich an gewissen Vorbildern in Afrika oder Ozeanien orientierend mit Holz zu arbeiten. Leider ist dazu eine Werkstatt erforderlich, die zurzeit nicht so recht in meine Wohnung passt.
Hast Du Vorbilder aus dem künstlerischen Genre?
Eine Zeitlang war ich von Giger fasziniert oder einigen Künstlern des 19. Jahrhunderts, die den Stahlstich perfektioniert haben. Allerdings habe ich schnell erkannt, dass es weder möglich, noch sehr erfreulich ist, sich daran messen zu wollen. Allerdings halte ich die Augen ganz gerne offen für die jeweiligen Stile einzelner Künstler. Nicht zuletzt kann man dabei immer lernen.
Welche 5 Filme und 5 Bücher, sollte jeder Fan des Phantastischen unbedingt konsumiert haben?
Zu den Filmen:
Hellraiser I, Alien (alle Teile inbegriffen), Bladerunner, Blade I, Good´s Army
Zu den Büchern:
H.G. Wells’ Zeitmaschine, Neuromancer von William Gibson, Die Differenzenmaschine von Gibson und Sterling, H.P. Lovecraft (z.B. die Stadt ohne Namen), Tengu von Graham Masterson
Vielen Dank für das Interview.
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& Christiane Lieke