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kreativ W U N D E R - Kindergefängnis
Jubiläum-kreativwunder
M E N U
P

 

Creative VIP:

„Kindergefängnis Bad Freienwalde“ / IG Heimkinder Ost n.e.V

 

VORSTELLUNG:

Der Verein Kindergefängnis Bad Freienwalde n.e.V - Interessengemeinschaft ehemaliger Heimkinder Ost in seinem Namen!, arbeitet die schlimme Zeit auf, in der Kinder und Jugendliche regelrecht weggesperrt wurden wie Kriminelle. Eine traurige Sache, denn es geht um ehemalige Opfer der kommunistischen Diktatur. Offiziell ein Heim, war es vom Ablauf her eher ein Gefängnis und brachte schlimme Schicksale hervor!

Offiziell hieß es sogar in einem Telefonbuch von 1979 ein "Durchgangslager der Jugendhilfe Frankfurt/Oder", und es war ja ein Gefängnis 1912 als Amtsgerichtsgefängnis erbaut und in zwei Weltkriegen so genutzt. Nach dem Krieg diente es als Frauengefängnis bis 1968 und dann der Jugendhilfe als sogenanntes "Durchgangslager" übergeben und bis 1987 im nicht umgebauten Zustand genutzt...

 

 

I N T E R V I E W

 

 

Fragen von Rolf Mahler: RM Frage: 

     kreativwunder: 

 

Wie kommt man dazu, so ein Projekt zu betreiben, weil es sicherlich auch gerade für einen Betroffenen grauenvolle Erinnerungen hervorbringt?

   Es ergab sich, dass meine Lebensgefährtin durch einen Jobwechsel, mir von einem Patienten die Zeitschrift "Der Stacheldraht" mitbrachte. Das war etwa 2005 und durch einen Artikel in der Zeitschrift fing ich an meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V (UOKG) ist Herausgeber der Zeitschrift, und ich fand bei den Mitarbeitern dort viele Antworten auf meine Fragen, z.B. Rehabilitierung.

Ich bin Mitglied geworden und arbeite eng mit diesem Verein zusammen. Im Jahre 2010 hatte ich dann auch erste Kontakte zur Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LakD). Zwischenzeitlich knüpfte meine Lebensgefährtin im Internet über verschiedene Wege Kontakt zu anderen ehemaligen Opfern die in Bad Freienwalde waren.

Es meldeten sich sehr viele Leute und wir beschlossen den Verein zu gründen. Die Gründung erfolgte am 09.01.2012, durch André Pahl, Roland Herrmann und Brigitte Schreiber als Vorstand. Roland Herrmann übernahm die Funktion des Vorsitzenden und somit auch die Öffentlichkeitsarbeit.

 


Was verbindet Menschen, die selbst in dem Kindergefängnis waren am stärksten?

   Es sprechen alle eine Sprache. Wenn wir uns z.B. treffen oder miteinander telefonieren, muss man nicht erklären wovon man spricht, jeder weiß Bescheid.

 

Man liest von Fällen, wo in Deutschland über das Jugendamt Kinder an Pädophile vermittelt worden sein sollen! Was sagt Ihr dazu?

   Diese Frage kann ich nicht kommentieren, weil ich keinen Fall kenne.

 

Was ist mit den Verantwortlichen passiert, die das Kindergefängnis zu verantworten bzw. dort gearbeitet hatten?

   Wir haben in den ersten Jahren der Aufarbeitung schon an einige Stellen als Privatpersonen nachgefragt, und entweder wurden wir abgeblockt oder auch beschimpft, dass wir mit dem was wir über das Kindergefängnis erzählen, nicht stimmt. So kann z.B. der Bürgermeister Ralf Lehmann sich nicht mit unserer Bezeichnung "Kindergefängnis" anfreunden, "es war vor seiner Zeit und damit will er nichts zu tun haben".

Obwohl er sich jetzt, wo seit 2017 unser Mahnmal vor dem Gebäude steht, nicht mehr damit auseinandersetzen muss. Und wir sind auch irgendwie überzeugt, dass er Menschen kennt, die dort gearbeitet hatten, dieses Wissen aber nicht mit uns teilt!

 

Wurde die Thematik verfilmt oder bestehen Pläne dazu?

   Es bestehen Pläne dazu einen Film zu machen. Grit Poppe, die Autorin hat zu der Thematik schon einige Bücher geschrieben: • Abgehauen • Weggesperrt • Verraten • Die Weggesperrten.

 

Wie groß sind noch Gefühle wie Rache oder Hass auf die Verantwortlichen des Kindergefängnisses?

   Hass und Rache gibt es nicht, eher Wut. Warum habt ihr uns das angetan? Wir waren doch Kinder!
 

 

Die Zellen waren sehr primitiv und als Toilette diente ein Eimer mit Deckel. Es gab keine Waschgelegenheit. Wie kommt man sich da als junger Mensch vor?

   Es fühlte sich sehr schlimm an, denn man hatte keine Intimsphäre, weder durch die Verantwortlichen, noch durch die anderen Insassen. Und ja, diesen Geruch von dem "Leo-Eimer" vergisst man nicht, selbst heute nicht mehr.

 

Es soll auch Todesfälle gegeben haben, wie ist man damals damit umgegangen?

   Damals hatte man so gut wie nichts davon gehört und heute ist es schwer etwas herauszufinden. Wir haben den Fall Egon Hönicke durch seinen Bruder der Staatsanwaltschaft übergeben, aber man erfährt nichts über den Stand der Ermittlungen.

 

Wenn es um die Klärung von Einzelfällen geht, ist die Unterstützung der Behörden in Ordnung?

   In Fragen der Rehabilitierung können wir sagen, dass wir viele Hürden in Form von Behörden überwinden müssen. Das Gericht in Frankfurt/Oder hatte 2019 angefangen in einer öffentlichen Anhörung, die Unterbringungsumstände als Grundlage für eine Rehabilitierung anzusehen. Wobei andere Gerichte z.B. Cottbus, sich schwer tut, zu rehabilitieren.

Auch andere Ämter, die danach diese Rehabilitierung bearbeiten, sind für uns immer noch hohe Hürden, beispielsweise das Landesamt für Soziales und Versorgung. Die ehemalige Opfer werden von den Ämtern nicht sensibel genug behandelt, so dass diese oft retraumatisiert werden und eventuell Anträge zurückziehen, weil sie die Behandlung durch die Ämter nicht aushalten.

 

Wie gehen Inhaftierte von damals heute damit um, was für Auswirkungen sind besonders vorhanden?

   Es fällt uns schwer mit irgendwelchen Behörden zusammenzuarbeiten, vor allem weil dort oft Menschen arbeiten die uns daran erinnern, was uns als Kind passiert ist. Wir sind froh, das es den Verein „Kindergefängnis Bad Freienwalde“ gibt, der für uns alle eine Art Sprachrohr geworden ist und in den ganzen letzten Jahren für uns gekämpft hat.


Vielen Dank für das Interview.

 

 

 

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& „Kindergefängnis Bad Freienwalde“ / IG Heimkinder Ost

 

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